Entscheidung

Entscheidung Nr. 2004-505 DC vom 19. November 2004

Vertrag über eine Verfassung für Europa

Der Verfassungsrat ist am 29. Oktober 2004 vom Präsidenten der Republik gemäß Artikel 54 der Verfassung angerufen worden, um sich mit der Frage zu befassen, ob der Ermächtigung, den Vertrag über eine Verfassung für Europa, der in Rom am selben Tag unterzeichnet worden ist, zu ratifizieren, eine Verfassungsänderung vorangehen muss ;
 
DER VERFASSUNGRAT,
 
Unter Bezugnahme auf die Verfassung vom 4. Oktober 1958, insbesondere ihres Abschnitts XV : „Über die Europäischen Gemeinschaften und die Europäische Union“ ;
 
Unter Bezugnahme auf die geänderte gesetzesvertretende Verordnung Nr. 58-1067 vom 7. November 1958, Verfassungsergänzungsgesetz über den Verfassungsrat ;
 
Unter Bezugnahme auf den Vertrag zur Gründung der Europäischen Gemeinschaft ;
Unter Bezugnahme auf den Vertrag über die Europäische Union ;
 
Unter Bezugnahme auf die weiteren Verpflichtungen, die Frankreich bezüglich der Europäischen Gemeinschaften und der Europäischen Union eingegangen ist ;
 
Unter Bezugnahme auf die Europäische Konvention zum Schutze der Menschenrechte und Grundfreiheiten ;
 
Unter Bezugnahme auf die Entscheidungen des Verfassungsrates Nr. 2004-496 DC vom 10. Juni 2004, Nr. 2004-497 DC vom 1. Juli 2004, Nr. 2004-498 DC und Nr. 2004-499 DC vom 29. Juli 2004 ;
 
Unter Bezugnahme auf das Urteil des Europäischen Gerichtshofs für Menschenrechte Nr. 4774/98 (Fall Leyla Sahin gegen / Türkei) vom 29. Juni 2004 ;
 
Nachdem der Berichterstatter gehört worden ist ;
 
ÜBER DEN ANWENDBAREN PRÜFUNGSMAßSTAB :
 

  1. In Erwägung dessen, dass durch die Präambel der Verfassung von 1958 das französische Volk feierlich „seine Verbundenheit mit den Menschenrechten und mit den Grundsätzen der nationalen Souveränität, wie sie in der Erklärung von 1789 niedergelegt und durch die Präambel der Verfassung von 1946 bestätigt und ergänzt wurden“ erklärt hat ;
     
  2. In Erwägung dessen, dass die Erklärung über die Menschen- und Bürgerrechte in ihrem Artikel 3 ausführt, „der Ursprung aller Souveränität liegt wesenhaft in der Nation“ ; dass Artikel 3 der Verfassung von 1958 in seinem ersten Absatz bestimmt, „die nationale Souveränität liegt beim Volke, das sie durch seine Vertreter und durch Volksentscheid ausübt“ ;
     
  3. In Erwägung dessen, dass die Präambel der Verfassung von 1946 in ihrem vierzehnten Absatz erklärt, dass die Französische Republik „sich nach den Regeln des Völkerrechts richtet“ und, in ihrem fünfzehnten Absatz erklärt, „unter dem Vorbehalt der Gegenseitigkeit, stimmt Frankreich den zur Organisation und Verteidigung des Friedens notwendigen Souveränitätsbeschränkungen zu“ ;
     
  4. In Erwägung dessen, dass in ihrem Artikel 53 die Verfassung von 1958, wie schon vorher Artikel 27 der Verfassung von 1946, die Existenz von „Verträgen oder Abkommen über die internationale Organisation“ verankert ; dass diese Verträge oder Abkommen vom Präsidenten der Republik nur auf Grund eines Gesetzes ratifiziert oder ihnen zugestimmt werden kann ;
     
  5. In Erwägung dessen, dass die Französische Republik unter den im Abschnitt XV der Verfassung vorgesehenen Bestimmungen an den Europäischen Gemeinschaften und an der Europäischen Union teilnimmt ; dass, insbesondere, nach dem Wortlaut von Artikel 88-1 : „Die Republik wirkt an den Europäischen Gemeinschaften und der Europäischen Union mit, die aus Staaten gebildet sind, die sich gemäß den Gründungsverträgen frei entschlossen haben, einige ihrer Kompetenzen gemeinsam auszuüben“ ;
     
  6. In Erwägung dessen, dass diese Bestimmungen von verfassungsrechtlichem Rang es Frankreich erlauben, an der Schaffung und Entwicklung einer permanenten europäischen Organisation, die eine rechtsfähige, juristische Person ist und die durch die Übertragung von Befugnissen, der die Mitgliedstaaten zugestimmt haben, Entscheidungsbefugnisse besitzt, teilzunehmen ;
     
  7. In Erwägung dessen, dass jedoch, wenn die zu diesem Zwecke unterzeichneten Verpflichtungen eine Bestimmung enthalten, die gegen die Verfassung verstößt, die verfassungsrechtlich verbürgten Rechte und Freiheiten in Zweifel zieht oder die wesentlichen Bedingungen der Ausübung der nationalen Souveränität verletzt, die Ratifikation dieser Verpflichtungen nur nach einer Verfassungsänderung erfolgen kann ;
     
  8. In Erwägung dessen, dass der Verfassungsrat im Lichte dieser Grundsätze den Vertrag „über eine Verfassung für Europa“, unterzeichnet am 29. Oktober 2004 in Rom, sowie seine Protokolle und Anhänge, zu prüfen hat ; dass jedoch der verfassungsgerichtlichen Überprüfung diejenigen Bestimmungen des Vertrages entzogen sind, die vorher von Frankreich eingegangene Verpflichtungen übernehmen ;
     
    ÜBER DEN GRUNDSATZ DES VORRANGES DES RECHTS DER EUROPÄISCHEN UNION :
     
  9. In Erwägung dessen, dass sich, erstens, aus den Vertragsbestimmungen des dem Verfassungsrat vorgelegten Vertrages, dessen Bezeichnung „Vertrag über eine Verfassung für Europa“ lautet, und insbesondere aus den Bestimmungen bezüglich seines Inkrafttretens, seiner Abänderung und der Möglichkeit seiner Aufkündigung, ergibt, dass der Vertrag die Eigenschaften eines völkerrechtlichen Vertrages, der von den Unterzeichnerstaaten des Vertrages zur Gründung der Europäischen Gemeinschaft und des Vertrages über die Europäische Union unterzeichnet wurde, behält ;
     
  10. In Erwägung dessen, dass insbesondere die Bezeichnung dieses neuen Vertrages keine Bemerkungen hinsichtlich seiner Verfassungsmäßigkeit hervorruft, dass in der Tat aus seinem Artikel I-5, bezüglich des Verhältnisses zwischen der Union und den Mitgliedstaaten, folgt, dass diese Bezeichnung keinerlei Auswirkung auf die Existenz der französischen Verfassung und ihres Ranges an der Spitze der nationalen Rechtsordnung hat ;
     
  11. In Erwägung dessen, dass, zweitens, nach dem Wortlaut des Artikel 88-1 der Verfassung : „Die Republik wirkt an den Europäischen Gemeinschaften und der Europäischen Union mit, die aus Staaten gebildet sind, die sich gemäß den Gründungsverträgen frei entschlossen haben, einige ihrer Kompetenzen gemeinsam auszuüben“ ; dass damit der Verfassungsgesetzgeber die Existenz einer gemeinschaftlichen Rechtsordnung, die in die nationale Rechtsordnung integriert und getrennt von der Völkerrechtsordnung ist, verankert hat ;
     
  12. In Erwägung dessen, dass nach dem Wortlaut von Artikel I-1 des Vertrages : „Geleitet von dem Willen der Bürgerinnen und Bürger und der Staaten Europas, ihre Zukunft gemeinsam zu gestalten, begründet diese Verfassung die Europäische Union, der die Mitgliedstaaten Zuständigkeiten zur Verwirklichung ihrer gemeinsamen Ziele übertragen. Die Union koordiniert die diesen Zielen dienende Politik der Mitgliedstaaten und übt die ihr von den Mitgliedstaaten übertragenen Zuständigkeiten in gemeinschaftlicher Weise aus“ ; dass nach Artikel I-5 die Union die nationale Identität der Mitgliedstaaten, die „in deren grundlegender politischer und verfassungsrechtlicher Struktur zum Ausdruck kommt“, achtet ; dass nach dem Wortlaut des Artikel I-6 : „Die Verfassung und das von den Organen der Union in Ausübung der der Union übertragenen Zuständigkeiten gesetzte Recht haben Vorrang vor dem Recht der Mitgliedstaaten“ ; dass aus einer dem Vertrag angehängten Erklärung folgt, dass dieser Artikel dem Vorrangprinzip des EU-Rechts keine andere Tragweite als die, die bisher die seine war, verleiht ;
     
  13. In Erwägung dessen, dass, wenn Artikel I-1 des Vertrages zwar eine einzige Organisation, die Europäische Union, an die Stelle der durch die vorherigen Verträge geschaffenen Organisationen setzt, sich doch aus der Gesamtheit der Bestimmungen dieses Vertrages ergibt, und besonders aus der Zusammenstellung seiner Artikel I-5 und I-6, dass er weder die Eigenschaft der Europäischen Union, noch die Tragweite des Vorrangprinzips des EU-Rechts, so wie sie sich aus Artikel 88-1 der Verfassung, wie es der Verfassungsrat in seinen oben genannten Entscheidungen entschieden hat, ergibt, verändert ; dass also daher der der Prüfung durch den Verfassungsrat vorgelegte Artikel I-6 keine Verfassungsänderung erfordert ;
     
    ÜBER DIE CHARTA DER GRUNDRECHTE DER UNION :
     
  14. In Erwägung dessen, dass Anlass dazu besteht die Verfassungsmäßigkeit der „Charta der Grundrechte der Union“, die den zweiten Teil des dem Verfassungsrat vorgelegten Vertrages bildet, zu prüfen ;
     
  15. In Erwägung dessen, dass, erstens, nach Artikel II-111 des Vertrages und bis auf seine Artikel II-101 bis II-104, die nur die „Organe, Einrichtungen und sonstigen Stellen der Union“ betreffen, sich die Charta an die Mitgliedstaaten in dem Fall, und zwar „ausschließlich“ in dem Fall, „der Durchführung des Rechts der Union“ richtet ; dass sie ohne Auswirkungen auf die Kompetenzen der Union ist ; dass laut Paragraph 5 von Artikel II-112 die Charta, neben den „Rechten“, auf die sich unmittelbar vor den Gerichten berufen werden kann, auch „Grundsätze“ enthält, die Ziele darstellen, auf die sich nur gegenüber den Maßnahmen von allgemeiner Reichweite, die ihre Umsetzung betreffen, berufen werden kann ; dass zu solchen „Grundsätzen“ insbesondere das „Recht auf Zugang zu den Leistungen der sozialen Sicherheit und zu den sozialen Diensten“, das „Recht zu arbeiten“, das „Recht älterer Menschen auf ein würdiges und unabhängiges Leben und auf Teilnahme am sozialen und kulturellen Leben“, der Grundsatz der nachhaltigen Entwicklung“ und „ein hohes Verbraucherschutzniveau“ zählen ;
     
  16. In Erwägung dessen, dass, zweitens, nach Paragraph 4 von Artikel II-112, soweit die Charta Grundrechte, die sich aus den gemeinsamen Verfassungsüberlieferungen der Mitgliedstaaten ergeben, diese Rechte „im Einklang mit diesen Überlieferungen ausgelegt“ werden sollen ; dass dann also die Artikel 1 bis 3 der Verfassung, die die Anerkennung kollektiver Rechte an jegliche über die Abstammung, die Kultur, die Sprache oder das Glaubensbekenntnis definierte Gruppe verbieten, gewahrt bleiben ;
     
  17. In Erwägung dessen, dass, drittens, nach dem Wortlaut ihrer Präambel, „die Auslegung der Charta durch die Gerichte der Union und der Mitgliedstaaten unter gebührender Berücksichtigung der Erläuterungen, die unter der Leitung des Präsidiums des Konvents zur Ausarbeitung der Charta formuliert“ wurden ; dass Paragraph 7 von Artikel II-112 ebenfalls bestimmt, dass : „Die Erläuterungen, die als Anleitung für die Auslegung der Charta der Grundrechte verfasst wurden, sind von den Gerichten der Union und der Mitgliedstaaten gebührend zu berücksichtigen“ ;
     
  18. In Erwägung dessen, dass, insbesondere, wenn auch der erste Paragraph von Artikel II-70 das Recht eines jeden, gemeinsam oder mit anderen, durch Riten seine Religion in der Öffentlichkeit zu bekennen, anerkennt, die Erklärungen des Präsidiums doch klarstellen, dass das von diesem Artikel geschützte Recht denselben Sinn und dieselbe Tragweite hat wie dasjenige, welches von Artikel 9 der Europäischen Konvention zum Schutze der Menschenrechte und Grundfreiheiten geschützt wird ; dass dieses Recht denselben Schranken unterworfen ist, insbesondere denen der öffentlichen Sicherheit, der öffentlichen Ordnung, Gesundheit und Moral, sowie des Schutzes der Rechte und Freiheiten anderer ; dass Artikel 9 der Konvention vom Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte in ständiger Rechtsprechung, und zuletzt in der oben genannten Entscheidung, in Übereinstimmung mit der Verfassungsüberlieferung jedes Mitgliedstaates angewendet worden ist ; dass der Gerichtshof auf diese Weise den Grundsatz der Religionsneutralität des Staates, der von den Verfassungsüberlieferungen mehrerer Mitgliedstaaten anerkannt wird, zur Kenntnis genommen hat und dass er den Staaten einen breiten Ermessensspielraum überlässt, damit diese, in Anbetracht ihrer nationalen Überlieferungen, die geeigneten Maßnahmen bestimmen können, um Freiheit der Religionsausübung und Grundsatz der Religionsneutralität des Staates miteinander in Einklang zu bringen ; dass, unter diesen Bedingungen, die Bestimmungen von Artikel 1 der Verfassung, nach deren Wortlaut „Frankreich eine laizistische Republik ist“, und die es jedermann verbieten, sich auf seine religiösen Anschauungen zu berufen, um sich nicht an die gemeinsamen Bestimmungen, die das Verhältnis zwischen Privatpersonen und öffentlichen Körperschaften regeln, zu halten, gewahrt sind ;
     
  19. In Erwägung dessen, dass, im übrigen, der Geltungsbereich von Artikel II-107 des Vertrages, bezüglich des Rechts auf einen wirksamen Rechtsbehelf und ein unparteiisches Gericht, weiter gefasst ist, als der von Artikel 6 der Europäischen Menschenrechtskonvention, da er nicht nur die zivilrechtlichen Ansprüche und Verpflichtungen oder die Stichhaltigkeit einer strafrechtlichen Anklage betrifft ; dass trotz dessen aus den Erklärungen des Präsidiums folgt, dass die Öffentlichkeit der Verhandlungen den in diesem Artikel der Konvention vorgesehenen Beschränkungen unterworfen werden kann ; daher können „die Presse und die Öffentlichkeit während der gesamten Verhandlung oder eines Teiles derselben im Interesse der Sittlichkeit, der öffentlichen Ordnung oder der nationalen Sicherheit in einem demokratischen Staat ausgeschlossen werden, oder wenn die Interessen von Jugendlichen oder der Schutz des Privatlebens der Prozessparteien es verlangen oder, und zwar unter besonderen Umständen, wenn die öffentliche Verhandlung die Interessen der Gerechtigkeit beeinträchtigen würde, in diesem Falle jedoch nur in dem nach Auffassung des Gerichts erforderlichen Umfang“ ;
     
  20. In Erwägung dessen, dass wenn, des weiteren, laut Artikel II-110 „Niemand darf wegen einer Straftat, derentwegen er bereits in der Union nach dem Gesetz rechtskräftig verurteilt oder freigesprochen worden ist, in einem Strafverfahren erneut verfolgt oder bestraft werden“, aus dem Wortlaut selbst dieses Artikels folgt, wie dies die Erläuterungen des Präsidiums bestätigen, dass diese Bestimmung ausschließlich das Strafrecht und nicht das Verwaltungsverfahrens- oder das Disziplinarverfahrensrecht betrifft ; dass, darüber hinaus, der Bezug auf den Begriff derselben Straftat und nicht den desselben Sachverhalts, den französischen Gerichten weiterhin die Möglichkeit lässt, unter Wahrung des Grundsatzes der Verhältnismäßigkeit der Strafen, die Verbrechen und Vergehen gegen das grundlegende Wohl der Nation, die in Abschnitt eins des Teils IV des Strafgesetzbuchs vorgesehen sind, unter Berücksichtigung der diesen Straftaten eigenen Tatbestandsmerkmalen und der berührten besonderen Interessen, zu bestrafen ;
     
  21. In Erwägung dessen, dass, viertens, die allgemeine Beschränkungsklausel, die im ersten Paragraphen von Artikel II-112 aufgeführt wird, folgendes vorsieht : „Unter Wahrung des Grundsatzes der Verhältnismäßigkeit dürfen Einschränkungen nur vorgenommen werden, wenn sie erforderlich sind und den von der Union anerkannten dem Gemeinwohl dienenden Zielsetzungen oder den Erfordernissen des Schutzes der Rechte und Freiheiten anderer tatsächlich entsprechen“ ; dass die Erläuterungen des Präsidiums klarstellen, dass die „von der Union anerkannten dem Gemeinwohl dienenden Zielsetzungen“ dahingehend verstanden werden sollen, dass sie insbesondere den Interessen, die im ersten Paragraphen von Artikel I-5, nach dessen Wortlaut die Union die „grundlegenden Funktionen des Staates, insbesondere die Wahrung der territorialen Unversehrtheit, die Aufrechterhaltung der öffentlichen Ordnung und den Schutz der nationalen Sicherheit“ achtet, entsprechen ;
     
  22. In Erwägung dessen, dass sich aus all dem vorgenannten ergibt, dass die Charta weder durch den Inhalt ihrer Artikel, noch auf Grund ihrer Auswirkungen auf die wesentlichen Bedingungen der Ausübung der nationalen Souveränität, eine Änderung der Verfassung erfordert ;
     
    ÜBER DIE BESTIMMUNGEN DES VERTRAGES, DIE DIE POLITIKBEREICHE UND DIE ARBEITSWEISE DER UNION BETREFFEN :
     
  23. In Erwägung dessen, dass laut Artikel 88-2 der Verfassung, in seiner Fassung nach den Verfassungsänderungen vom 25. Juni 1992, 25. Januar 1999 und 25. März 2003 : „Unter dem Vorbehalt der Gegenseitigkeit und gemäß den Bestimmungen des am 7. Februar 1992 unterzeichneten Vertrages über die Europäische Union, stimmt Frankreich der Übertragung der zur Errichtung der europäischen Wirtschafts- und Währungsunion erforderlichen Kompetenzen zu. - Unter dem gleichen Vorbehalt und gemäß den Bestimmungen des Vertrages zur Gründung der Europäischen Gemeinschaft, in der Fassung des am 2. Oktober 1997 unterzeichneten Vertrages, können die zur Festlegung der Vorschriften über den freien Personenverkehr und die damit verbundenen Bereiche erforderlichen Kompetenzen übertragen werden. - Die Bestimmungen bezüglich des europäischen Haftbefehls werden durch Gesetz in Anwendung der auf der Grundlage des Vertrages über die Europäische Union beschlossenen Rechtsakte festgesetzt“ ;
     
  24. In Erwägung dessen, dass die Klauseln des Vertrages, die Kompetenzen auf die Europäische Union übertragen, welche die wesentlichen Bedingungen der Ausübung der nationalen Souveränität in anderen Bereichen oder in anderer Weise als von den in Artikel 88-2 genannten Verträgen vorgesehen, betreffen, eine Verfassungsänderung nötig
    machen ;
     
    25.In Erwägung dessen, dass das „Subsidiaritätsprinzip“, welches in Artikel I-11 des Vertrages genannt wird, zur Folge hat, dass in den Bereichen, die nicht in die ausschließliche Zuständigkeit der Union fallen, diese nur tätig wird „sofern und soweit die Ziele der in Betracht gezogenen Maßnahmen von den Mitgliedstaaten weder auf zentraler noch auf regionaler oder lokaler Ebene ausreichend verwirklicht werden können, sondern vielmehr wegen ihres Umfangs oder ihrer Wirkungen auf Unionsebene besser zu verwirklichen sind“ ; dass, jedoch, die Umsetzung dieses Grundsatzes nicht ausreichen könnte, um zu verhindern, dass die vom Vertrag vorgesehene Kompetenzübertragung ein Ausmaß erreicht oder auf eine Art und Weise eingreift, welche die wesentlichen Bedingungen der Ausübung der nationalen Souveränität beeinträchtigt ;
     
  25. In Erwägung dessen, dass laut Artikel I-34 des Vertrages „europäisches Gesetz“ und „europäisches Rahmengesetz“, welche die „Gemeinschaftsverordnung“ und die „Gemeinschaftsrichtlinie“ ersetzen, gemeinsam vom Ministerrat, der mit der in Artikel I-25 vorgesehenen qualifizierten Mehrheit entscheidet, und dem Europäischen Parlament gemäß dem in Artikel III-396 vorgesehenen „ordentlichen Gesetzgebungsverfahren“ auf ausschließlichen Vorschlag der Kommission hin beschlossen werden, es sei denn, eine andere Bestimmung sieht etwas anderes vor ; dass, es sei denn, dass eine Ausnahme vorgesehen ist, alle Zuständigkeitsbereiche der Union nunmehr diesem Verfahren unterliegen werden, insbesondere diejenigen, die den „Raum der Freiheit, der Sicherheit und des Rechts“, der Gegenstand von Kapitel IV des Titels III des dritten Teils des Vertrages ist, betreffen ;
     
  • Bezüglich der Kompetenzübertragung in neuen Tätigkeitsbereichen:
     
  1. In Erwägung dessen, dass diejenigen Bestimmungen des Vertrages, die Kompetenzen, die der Ausübung der nationalen Souveränität eigen sind, auf die Europäische Union übertragen und dem „ordentlichen Gesetzgebungsverfahren“ unterwerfen, eine Verfassungsänderung notwendig machen ; dass dies insbesondere in Bezug auf Artikel III-265, im Bereich der Grenzkontrollen, Artikel III-269, im Bereich der justiziellen Zusammenarbeit in Zivilsachen, Artikel III-270 und Artikel III-271, im Bereich der justiziellen Zusammenarbeit in Strafsachen, sowie auf diejenigen in den genannten Artikeln aufgeführten Kompetenzen, die weder den Vorgaben, die in den Artikeln 62 und 65 des Vertrages zur Gründung der Europäischen Gemeinschaft, noch denen, die in den Artikeln 31 und 34 des Vertrages über die Europäische Union vorgesehen sind, entsprechen, der Fall ist ;
     
  2. In Erwägung dessen, dass auch der Artikel III-274, bezüglich der Schaffung einer Europäischen Staatsanwaltschaft, die befugt ist, die Täter von Straftaten zum Nachteil der finanziellen Interessen der Union zu verfolgen und vor den französischen Gerichten die Aufgaben der Staatsanwaltschaft in Bezug auf diese Straftaten wahrzunehmen, eine Änderung der Verfassung erfordert;
     
  • Bezüglich der neuen, sofort bei Inkrafttreten des Vertrages anwendbaren Art und Weise, auf die schon übertragene Kompetenzen ausgeführt werden :
     
  1. In Erwägung dessen, dass jegliche Bestimmung des Vertrages, die in einem Bereich, welcher der Ausübung der nationalen Souveränität eigen ist, aber schon zu den Kompetenzen der Union oder der Gemeinschaft gehört, die anwendbaren Vorschriften, welche die Entscheidungsfindung regeln, verändert, sei es indem sie im Rat das Verfahren des Einstimmigkeitsbeschlusses durch das der qualifizierten Mehrheit ersetzt, sodass dadurch Frankreich jegliche Macht abzulehnen entzogen wird, sei es indem dem Europäischen Parlament, das nicht Ausdruck der nationalen Souveränität ist, eine Entscheidungsbefugnis übertragen wird, sei es indem Frankreich jegliche eigenständige Anregungsmacht entzogen wird, eine Verfassungsänderung notwendig macht ;
     
  2. In Erwägung dessen, dass, daher, da sie nunmehr besagte Maßnahmen von einem vom Rat mit qualifizierter Mehrheit getroffener Entscheidung, insbesondere die Artikel III-270 und III-271, soweit sie sich auf schon übertragene Kompetenzen im Bereich der justiziellen Zusammenarbeit in Strafsachen beziehen, die Artikel III-273 und III-276, die den Aufbau, die Arbeitsweise, den Tätigkeitsbereich und die Aufgaben von Eurojust und Europol betreffen, sowie Punkt b) des Paragraphen 2 von Artikel III-300 bezüglich der Maßnahmen oder Standpunkte der Union, die auf Grund eines Vorschlags des Außenministers der Union beschlossen werden, eine Änderung der Verfassung notwendig machen ;
     
  3. In Erwägung dessen, dass Besagtes auch gilt, soweit sie dem Europäischen Parlament eine Entscheidungsfunktion übertragen, insbesondere für Artikel III-191, der vorsieht, dass das Europäische Gesetz oder Rahmengesetz die für die Verwendung des Euro erforderlichen Maßnahmen festlegt, sowie für den ersten Paragraphen von Artikel III-419, der in den Bereichen, die den Raum der Freiheit, der Sicherheit und des Rechts betreffen, die Begründung jeglicher „Verstärkter Zusammenarbeit“ in Rahmen der Union einer Zustimmung des Europäischen Parlaments unterordnet ;
     
  4. In Erwägung dessen, dass Besagtes auch für Artikel III-264 gilt, in dem Maße in dem er das Vorschlagsrecht, das auf Grund der vorherigen Verträge jedem einzelnen Mitgliedstaat zusteht, durch die Initiative eines Viertels der Mitgliedstaaten ersetzt, um einen europäischen Rechtsakt in den Bereichen betreffend den Raum der Freiheit, der Sicherheit und des Rechts, wie denen, die in Artikel III-273 bezüglich Eurojust und in den Artikeln III-275 bis III-277 bezüglich der polizeilichen Zusammenarbeit aufgeführt sind, zu erlassen ;
     
  • Bezüglich des Übergangs zur Abstimmung mit qualifizierter Mehrheit, der auf Grund einer späteren europäischen Entscheidung ergeht :
     
  1. In Erwägung dessen, dass jegliche von ihren Unterhändlern „Brückenklausel“ genannte Bestimmung des Vertrages, die es in einem der Ausübung der nationalen Souveränität eigenen Bereich erlaubt, den Grundsatz der Einstimmigkeit im Ministerrat durch ein Abstimmungsverfahren mit qualifizierter Mehrheit zu ersetzen, auch wenn eine solche Änderung einen einstimmigen Beschluss des Europäischen Rates oder des Ministerrates voraussetzt, eine Verfassungsänderung erforderlich macht ; dass in der Tat solche Änderungen zu gegebener Zeit keinen nationalen Ratifikations- oder Zustimmungsakt, der dazu geeignet wäre, auf Grund von Artikel 54 oder Artikel 61 Absatz 2 der Verfassung, eine verfassungsgerichtliche Prüfung zu ermöglichen, mehr benötigen werden ;
     
  2. In Erwägung dessen, dass dies insbesondere der Fall ist, bezüglich der Maßnahmen, von Paragraph 3 von Artikel III-269 vorgesehen, die das Familienrecht betreffen und die eine grenzüberschreitende Wirkung haben, bezüglich der Mindestvorschriften, von Punkt d) des Paragraphen 2 von Artikel III-270 vorgesehen, die das Strafverfahrensrecht betreffen, sowie bezüglich der Mindestvorschriften, vorgesehen von Absatz 3 des ersten Paragraphen von Artikel III-271, welche die Definition und die Verfolgung von Straftaten in besonders schweren Verbrechensbereichen, die ein grenzüberschreitendes Ausmaß haben, betreffen ; dass dasselbe auch für den Paragraphen 7 von Artikel I-40 und den Paragraphen 3 von Artikel III-300 gilt, die es ermöglichen, dass Entscheidungen im Bereich der Gemeinsamen Außen- und Sicherheitspolitik, deren Reichweite durch den Vertrag nicht begrenzt wird, in Zukunft durch den Rat mit qualifizierter Mehrheit beschlossen werden, wenn dies vom Europäischen Rat einstimmig, aber ohne nationale Ratifikation, beschlossen wird ;
     
  • Bezüglich des in Artikel IV-444 und IV-445 des Vertrages vorgesehenen vereinfachten Änderungsverfahrens :
     
  1. In Erwägung dessen, dass, einerseits, aus den oben aufgeführten Gründen, die allgemeine „Brückenklausel“, die sich in Artikel IV-444 befindet und die ein „vereinfachtes Änderungsverfahren“ des Vertrages schafft, ebenfalls geprüft werden muss ; dass dieser Artikel es in seinem ersten Paragraphen dem Europäischen Rat ermöglicht, den Rat, außer im verteidigungspolitischen Bereich, zu ermächtigen, mit qualifizierter Mehrheit Entscheidungen in einem Bereich oder in einem Fall zu treffen, für den der Vertrag Einstimmigkeit vorschreibt, und dass er es in seinem zweiten Paragraphen ermöglicht, Gesetze oder Rahmengesetze nach dem gewöhnlichen Gesetzgebungsverfahren für jeden Fall, in dem der Teil III des Vertrages ein besonderes Gesetzgebungsverfahren vorsieht, anzunehmen ; dass in Abwesenheit eines nationalen Ratifikationsverfahrens, welches geeignet ist, eine Überprüfung der Verfassungsmäßigkeit zu ermöglichen, diese Bestimmungen eine Verfassungsänderung notwendig machen, unbeschadet der jedem nationalen Parlament anerkannten Möglichkeit, sich ihrer Umsetzung zu widersetzen ;
     
  2. In Erwägung dessen, dass, andererseits, Artikel IV-445 ein vereinfachtes Änderungsverfahren im Bezug auf die internen Politikbereiche der Union einführt ; dass er vorsieht, dass auf Vorschlag eines Mitgliedstaates, des Europäischen Parlaments oder der Kommission, der Europäische Rat einstimmig, „einen Europäischen Beschluss zur Änderung aller oder eines Teils der Bestimmungen des Teils III Titel III“, die die Politikbereiche und internen Aktionen der Union betreffen, „erlassen kann“ ; dass nach dem Wortlaut des zweiten Absatzes seines zweiten Paragraphen besagter Europäischer Beschluss erst nach Zustimmung der Mitgliedstaaten „im Einklang mit ihren jeweiligen verfassungsrechtlichen Vorschriften“ in Kraft tritt ; dass dieser Bezug auf die verfassungsrechtlichen Vorschriften der Mitgliedstaaten im Falle Frankreichs auf die Ermächtigung zur Ratifizierung oder Zustimmung durch Gesetz, so wie dies von Artikel 53 der Verfassung vorgesehen ist, verweist ;
     
    ÜBER DIE NEUEN BEFUGNISSE, DIE DEN NATIONALEN PARLAMENTEN IM RAHMEN DER UNION ANERKANNT WERDEN:
     
  3. In Erwägung dessen, dass der dem Verfassungsrat vorgelegte Vertrag die Beteiligung der nationalen Parlamente an den Tätigkeiten der Union erweitert; dass er ihnen zu diesem Zweck neue Befugnisse anerkennt; dass Anlass dazu besteht, zu prüfen, ob diese Befugnisse im Rahmen der gegenwärtigen Bestimmungen der Verfassung ausgeübt werden können;
     
  4. In Erwägung dessen, dass, erstens, Artikel IV-444, wie schon erwähnt, ein vereinfachtes Änderungsverfahren des Vertrages einführt; dass er die Übermittlung jeglicher Initiative in diesem Bereich an die nationalen Parlamente vorsieht und hinzufügt: „Wird diese Initiative innerhalb von sechs Monaten nach der Übermittlung von einem nationalen Parlament abgelehnt, so wird der Europäische Beschluss ... nicht erlassen“;
     
  5. In Erwägung dessen, dass, zweitens, der zweite Absatz des Paragraphen 3 von Artikel I-11 vorsieht, dass die nationalen Parlamente über die Einhaltung des Subsidiaritätsprinzips durch die Organe der Union gemäß Protokoll Nr. 2 wachen ; dass aus dessen Artikeln 6 und 7 in Verbindung mit Artikel 3 von Protokoll Nr. 1 folgt, dass ein nationales Parlament oder , gegebenenfalls, jede seiner Kammern, nunmehr in einem Zeitraum von sechs Wochen nach dem Datum, an dem ihm ein europäisches Gesetzesvorhaben übermittelt worden ist, eine begründete Stellungnahme an die Präsidenten des Europäischen Parlaments, des Rates und der Kommission richten kann, in der es darlegt, aus welchen Gründen es der Ansicht ist, das Vorhaben gegen das Subsidiaritätsprinzip verstoße; dass das Vorhaben erneut überprüft werden muss, wenn diese Stellungnahmen ein Drittel der Stimmen der nationalen Parlamente vereinen, beziehungsweise eines Viertels dieser Stimmen, wenn es sich um den Bereich der justiziellen Zusammenarbeit in Strafsachen oder dem der polizeilichen Zusammenarbeit handelt ; dass, zu diesem Zweck, jedes nationale Parlament über zwei Stimmen verfügt, je eine für jede Kammer eines Zweikammer-Parlaments ; dass, nach Abschluss dieser erneuten Überprüfung, das Organ, von welchem das Vorhaben stammt, entscheiden kann, es beizubehalten, es zu verändern oder es zurückzuziehen ;
     
  6. In Erwägung dessen, dass, drittens, Artikel 8 von Protokoll Nr. 2 vorsieht, dass der Gerichtshof, zuständig für die Anträge, die eine Verletzung des Subsidiaritätsprinzips rügen, ebenfalls eine von einem Mitgliedstaat „entsprechend der jeweiligen innerstaatlichen Rechtsordnung im Namen seines nationalen Parlaments oder einer Kammer dieses Parlaments“ übermittelte Klage prüfen kann;
     
  7. In Erwägung dessen, dass das dem französischen Parlament anerkannte Recht, sich einer vereinfachten Änderung des Vertrages gemäß Artikel IV-444 zu widersetzen, eine Änderung der Verfassung erfordert, um ihm die Ausübung dieser Befugnis zu ermöglichen ; dass dasselbe auch für die ihm übertragene Möglichkeit gilt, gegebenenfalls nach jeder seiner beiden Kammern eigenen Verfahrensregeln, eine begründete Stellungnahme abzugeben oder im Rahmen der Überprüfung der Einhaltung des Subsidiaritätsprinzips, ein Verfahren vor dem Gerichtshof einzuleiten ;
     
    ÜBER DIE ANDEREN BESTIMMUNGEN DES VERTRAGES:
     
  8. In Erwägung dessen, dass keine der anderen Bestimmungen des Vertrages, der dem Verfassungsrat im Rahmen von Artikel 54 der Verfassung vorgelegt worden ist, eine Verfassungsänderung zur Folge hat;
     
    ÜBER DIE GESAMTHEIT DES VERTRAGES:
     
  9. In Erwägung dessen, dass aus den oben genannten Gründen die Ermächtigung, den Vertrag über eine Verfassung für Europa zu ratifizieren, eine Änderung der Verfassung erfordert;
     
    ENTSCHEIDET:
     
    Artikel 1 - Die Ermächtigung, den Vertrag über eine Verfassung für Europa zu ratifizieren, kann nur nach einer Verfassungsänderung erfolgen.
     
    Artikel 2 - Diese Entscheidung wird dem Präsidenten der Republik zugestellt und im Amtsblatt der Französischen Republik veröffentlicht.
     
    Beschlossen durch den Verfassungsrat in seiner Sitzung vom 19. November 2004, an der teilgenommen haben die Damen und Herren Pierre MAZEAUD, Präsident, Jean-Claude COLLIARD, Olivier DUTHEILLET de LAMOTHE, Jacqueline de GUILLENCHMIDT, Pierre JOXE, Jean-Louis PEZANT, Dominique SCHNAPPER, Pierre STEIMETZ und Simone VEIL.

Les abstracts

  • 1. NORMES CONSTITUTIONNELLES
  • 1.5. CONSTITUTION DU 4 OCTOBRE 1958
  • 1.5.1. Préambule et article 1er
  • 1.5.1.5. Principe de laïcité (article 1er)

Affirmation de sa valeur constitutionnelle.

(2004-505 DC, 19 November 2004, cons. 18, Journal officiel du 24 novembre 2004, page 19885, texte n° 89)

Si le premier paragraphe de l'article II-70 du traité établissant une Constitution pour l'Europe reconnaît le droit à chacun, individuellement ou collectivement, de manifester, par ses pratiques, sa conviction religieuse en public, les explications du præsidium précisent que le droit garanti par cet article a le même sens et la même portée que celui garanti par l'article 9 de la Convention européenne de sauvegarde des droits de l'homme et des libertés fondamentales. Il se trouve sujet aux mêmes restrictions, tenant notamment à la sécurité publique, à la protection de l'ordre, de la santé et de la morale publics, ainsi qu'à la protection des droits et libertés d'autrui. L'article 9 de la Convention a été constamment appliqué par la Cour européenne des droits de l'homme, et en dernier lieu par sa décision n° 4774/98 du 29 juin 2004, en harmonie avec la tradition constitutionnelle de chaque État membre. La cour a ainsi pris acte de la valeur du principe de laïcité reconnu par plusieurs traditions constitutionnelles nationales et elle laisse aux États une large marge d'appréciation pour définir les mesures les plus appropriées, compte tenu de leurs traditions nationales, afin de concilier la liberté de culte avec le principe de laïcité. Dans ces conditions, sont respectées les dispositions de l'article 1er de la Constitution aux termes desquelles " la France est une République laïque ", qui interdisent à quiconque de se prévaloir de ses croyances religieuses pour s'affranchir des règles communes régissant les relations entre collectivités publiques et particuliers.

(2004-505 DC, 19 November 2004, cons. 18, Journal officiel du 24 novembre 2004, page 19885, texte n° 89)
  • 1. NORMES CONSTITUTIONNELLES
  • 1.5. CONSTITUTION DU 4 OCTOBRE 1958
  • 1.5.16. Titre XV - Des Communautés européennes et de l'Union européenne
  • 1.5.16.1. Principe de participation de la République aux Communautés européennes et à l'Union européenne (article 88-1)
  • 1.5.16.1.1. Affirmation de la spécificité de l'ordre juridique communautaire ou de l'Union européenne

Aux termes de l'article 88-1 de la Constitution : " La République participe aux Communautés européennes et à l'Union européenne, constituées d'États qui ont choisi librement, en vertu des traités qui les ont instituées, d'exercer en commun certaines de leurs compétences ". Le constituant a ainsi consacré l'existence d'un ordre juridique communautaire intégré à l'ordre juridique interne et distinct de l'ordre juridique international.

(2004-505 DC, 19 November 2004, cons. 11, 12, 13, Journal officiel du 24 novembre 2004, page 19885, texte n° 89)
  • 4. DROITS ET LIBERTÉS
  • 4.2. PRINCIPES GÉNÉRAUX APPLICABLES AUX DROITS ET LIBERTÉS CONSTITUTIONNELLEMENT GARANTIS
  • 4.2.2. Garantie des droits
  • 4.2.2.3. Droit au recours
  • 4.2.2.3.1. Principe

Le champ d'application de l'article II-107 du traité établissant une Constitution pour l'Europe, relatif au droit au recours effectif et à un tribunal impartial, est plus large que celui de l'article 6 de la Convention européenne des droits de l'homme, puisqu'il ne concerne pas seulement les contestations relatives à des droits et obligations de caractère civil ou le bien-fondé d'une accusation en matière pénale. Il résulte néanmoins des explications du præsidium que la publicité des audiences peut être soumise aux restrictions prévues à cet article de la Convention. Ainsi, " l'accès de la salle d'audience peut être interdit à la presse et au public pendant la totalité ou une partie du procès dans l'intérêt de la moralité, de l'ordre public ou de la sécurité nationale dans une société démocratique, lorsque les intérêts des mineurs ou la protection de la vie privée des parties au procès l'exigent, ou dans la mesure jugée strictement nécessaire par le tribunal, lorsque dans des circonstances spéciales la publicité serait de nature à porter atteinte aux intérêts de la justice ".

(2004-505 DC, 19 November 2004, cons. 19, Journal officiel du 24 novembre 2004, page 19885, texte n° 89)
  • 4. DROITS ET LIBERTÉS
  • 4.23. PRINCIPES DE DROIT PÉNAL ET DE PROCÉDURE PÉNALE
  • 4.23.3. Principes de nécessité et de proportionnalité
  • 4.23.3.4. Principe Non bis in idem

Si, en vertu de l'article II-110 du traité établissant une Constitution pour l'Europe, " nul ne peut être poursuivi ou puni pénalement en raison d'une infraction pour laquelle il a déjà été acquitté ou condamné dans l'Union par un jugement pénal définitif ", il résulte des termes mêmes de cet article, comme le confirment les explications du præsidium, que cette disposition concerne exclusivement le droit pénal et non les procédures administratives ou disciplinaires. De plus, la référence à la notion d'identité d'infractions, et non à celle d'identité de faits, préserve la possibilité pour les juridictions françaises, dans le respect du principe de proportionnalité des peines, de réprimer les crimes et délits portant atteinte aux intérêts fondamentaux de la Nation prévus au titre premier du livre IV du code pénal, compte tenu des éléments constitutifs propres à ces infractions et des intérêts spécifiques en cause.

(2004-505 DC, 19 November 2004, cons. 20, Journal officiel du 24 novembre 2004, page 19885, texte n° 89)
  • 5. ÉGALITÉ
  • 5.1. ÉGALITÉ DEVANT LA LOI
  • 5.1.2. Discriminations interdites

Conformément au paragraphe 4 de l'article II-112 du traité établissant une Constitution pour l'Europe, dans la mesure où la Charte reconnaît des droits fondamentaux tels qu'ils résultent des traditions constitutionnelles communes aux États membres, " ces droits doivent être interprétés en harmonie avec lesdites traditions ". Sont dès lors respectés les articles 1er à 3 de la Constitution qui s'opposent à ce que soient reconnus des droits collectifs à quelque groupe que ce soit, défini par une communauté d'origine, de culture, de langue ou de croyance.

(2004-505 DC, 19 November 2004, cons. 16, Journal officiel du 24 novembre 2004, page 19885, texte n° 89)
  • 7. DROIT INTERNATIONAL ET DROIT DE L'UNION EUROPÉENNE
  • 7.2. RATIFICATION OU APPROBATION DES TRAITÉS ET ACCORDS INTERNATIONAUX
  • 7.2.4. Caractéristiques du contrôle de constitutionnalité a priori
  • 7.2.4.3. Actes pouvant être soumis au contrôle de constitutionnalité
  • 7.2.4.3.1. Traités et accords internationaux

Il résulte des stipulations du traité soumis au Conseil constitutionnel, intitulé " traité établissant une Constitution pour l'Europe ", et notamment de celles relatives à son entrée en vigueur, à sa révision et à la possibilité de le dénoncer, qu'il conserve le caractère d'un traité international souscrit par les États signataires du traité instituant la Communauté européenne et du traité sur l'Union européenne. En particulier, n'appelle pas de remarque de constitutionnalité la dénomination de ce nouveau traité. En effet, il résulte notamment de son article I-5, relatif aux relations entre l'Union et les États membres, que cette dénomination est sans incidence sur l'existence de la Constitution française et sa place au sommet de l'ordre juridique interne.

(2004-505 DC, 19 November 2004, cons. 9, 10, Journal officiel du 24 novembre 2004, page 19885, texte n° 89)
  • 7. DROIT INTERNATIONAL ET DROIT DE L'UNION EUROPÉENNE
  • 7.2. RATIFICATION OU APPROBATION DES TRAITÉS ET ACCORDS INTERNATIONAUX
  • 7.2.4. Caractéristiques du contrôle de constitutionnalité a priori
  • 7.2.4.5. Normes de référence du contrôle
  • 7.2.4.5.2. Normes de référence prises en compte
  • 7.2.4.5.2.1. Principe

Par le Préambule de la Constitution de 1958, le peuple français a proclamé solennellement " son attachement aux droits de l'homme et aux principes de la souveraineté nationale tels qu'ils ont été définis par la Déclaration de 1789, confirmée et complétée par le Préambule de la Constitution de 1946 ".
Dans son article 3, la Déclaration de 1789 énonce que " le principe de toute souveraineté réside essentiellement dans la Nation ". L'article 3 de la Constitution de 1958 dispose, dans son premier alinéa, que " la souveraineté nationale appartient au peuple qui l'exerce par ses représentants et par la voie du référendum". Le Préambule de la Constitution de 1946 proclame, dans son quatorzième alinéa, que la République française se " conforme aux règles du droit public international " et, dans son quinzième alinéa, que " sous réserve de réciprocité, la France consent aux limitations de souveraineté nécessaires à l'organisation et à la défense de la paix ". Dans son article 53, la Constitution de 1958 consacre, comme le faisait l'article 27 de la Constitution de 1946, l'existence de " traités ou accords relatifs à l'organisation internationale ", lesquels ne peuvent être ratifiés ou approuvés par le Président de la République qu'en vertu d'une loi. La République française participe aux Communautés européennes et à l'Union européenne dans les conditions prévues par le titre XV de la Constitution. En particulier, aux termes de son article 88-1 : " La République participe aux Communautés européennes et à l'Union européenne, constituées d'États qui ont choisi librement, en vertu des traités qui les ont instituées, d'exercer en commun certaines de leurs compétences. " Il résulte de ces textes de valeur constitutionnelle que la France peut participer à la création et au développement d'une organisation européenne permanente, dotée de la personnalité juridique et investie de pouvoirs de décision par l'effet de transferts de compétences consentis par les États membres. Toutefois, lorsque des engagements souscrits à cette fin contiennent une clause contraire à la Constitution, remettent en cause les droits et libertés constitutionnellement garantis ou portent atteinte aux conditions essentielles d'exercice de la souveraineté nationale, l'autorisation de les ratifier appelle une révision constitutionnelle.

(2004-505 DC, 19 November 2004, cons. 1, 2, 3, 4, 5, 6, 7, 8, Journal officiel du 24 novembre 2004, page 19885, texte n° 89)
  • 7. DROIT INTERNATIONAL ET DROIT DE L'UNION EUROPÉENNE
  • 7.2. RATIFICATION OU APPROBATION DES TRAITÉS ET ACCORDS INTERNATIONAUX
  • 7.2.5. Examen de la conformité à la Constitution
  • 7.2.5.1. Nécessité d'une révision de la Constitution
  • 7.2.5.1.1. Contrariété à la Constitution où à des droits et libertés constitutionnellement garantis
  • 7.2.5.1.1.4. Attribution de prérogatives communautaires au Parlement national

Il y a lieu d'apprécier si les prérogatives reconnues aux parlements nationaux par le traité soumis au Conseil constitutionnel, qui accroissent leur participation aux activités de l'Union européenne, peuvent être exercées dans le cadre des dispositions actuelles de la Constitution. Le droit reconnu au Parlement français de s'opposer à une modification du traité selon le mode simplifié prévu par l'article IV-444 rend nécessaire une révision de la Constitution afin de permettre l'exercice de cette prérogative. Il en va de même de la faculté qui lui est conférée, le cas échéant selon des procédures propres à chacune de ses deux chambres, d'émettre un avis motivé ou de former un recours devant la Cour de justice dans le cadre du contrôle du respect du principe de subsidiarité.

(2004-505 DC, 19 November 2004, cons. 37, 38, 39, 40, 41, Journal officiel du 24 novembre 2004, page 19885, texte n° 89)
  • 7. DROIT INTERNATIONAL ET DROIT DE L'UNION EUROPÉENNE
  • 7.2. RATIFICATION OU APPROBATION DES TRAITÉS ET ACCORDS INTERNATIONAUX
  • 7.2.5. Examen de la conformité à la Constitution
  • 7.2.5.1. Nécessité d'une révision de la Constitution
  • 7.2.5.1.2. Transferts de compétence portant atteinte aux conditions d'exercice de la souveraineté nationale
  • 7.2.5.1.2.4. Procédure législative ordinaire

Appellent une révision constitutionnelle les clauses du traité établissant une Constitution pour l'Europe qui transfèrent à l'Union européenne des compétences affectant les conditions essentielles d'exercice de la souveraineté nationale dans des domaines ou selon des modalités autres que ceux prévus par les traités mentionnés à l'article 88-2 de la Constitution dans sa rédaction issue des révisions constitutionnelles des 25 juin 1992, 25 janvier 1999 et 25 mars 2003. Il en est ainsi des dispositions du traité qui, nonobstant le principe de subsidiarité, transfèrent à l'Union européenne, et font relever de la "procédure législative ordinaire ", selon laquelle les lois et lois-cadres européennes sont adoptées sur proposition de la seule Commission, conjointement par le Conseil des ministres, statuant à la majorité qualifiée, et par le Parlement européen, des compétences inhérentes à l'exercice de la souveraineté nationale, notamment en matière de contrôle aux frontières, de coopération judiciaire en matière civile et de coopération judiciaire en matière pénale.

(2004-505 DC, 19 November 2004, cons. 23, 24, 25, 26, 27, Journal officiel du 24 novembre 2004, page 19885, texte n° 89)
  • 7. DROIT INTERNATIONAL ET DROIT DE L'UNION EUROPÉENNE
  • 7.2. RATIFICATION OU APPROBATION DES TRAITÉS ET ACCORDS INTERNATIONAUX
  • 7.2.5. Examen de la conformité à la Constitution
  • 7.2.5.1. Nécessité d'une révision de la Constitution
  • 7.2.5.1.2. Transferts de compétence portant atteinte aux conditions d'exercice de la souveraineté nationale
  • 7.2.5.1.2.5. Privation de tout pouvoir d'initiative de la France

Appellent une révision constitutionnelle les clauses du traité établissant une Constitution pour l'Europe qui transfèrent à l'Union européenne des compétences affectant les conditions essentielles d'exercice de la souveraineté nationale dans des domaines ou selon des modalités autres que ceux prévus par les traités mentionnés à l'article 88-2 de la Constitution dans sa rédaction issue des révisions constitutionnelles des 25 juin 1992, 25 janvier 1999 et 25 mars 2003. Il en est ainsi de toute disposition du traité qui, nonobstant le principe de subsidiarité, dans une matière inhérente à l'exercice de la souveraineté nationale mais relevant déjà des compétences de l'Union ou de la Communauté, modifie les règles de décision en privant la France de tout pouvoir propre d'initiative, par exemple en substituant au pouvoir propre d'initiative, dont dispose chaque État membre en vertu des traités antérieurs, l'initiative conjointe d'un quart des États membres en vue de présenter un projet d'acte européen dans des matières relevant de l'espace de liberté, de sécurité et de justice (Eurojust, coopération judiciaire).

(2004-505 DC, 19 November 2004, cons. 23, 24, 25, 29, 32, Journal officiel du 24 novembre 2004, page 19885, texte n° 89)
  • 7. DROIT INTERNATIONAL ET DROIT DE L'UNION EUROPÉENNE
  • 7.2. RATIFICATION OU APPROBATION DES TRAITÉS ET ACCORDS INTERNATIONAUX
  • 7.2.5. Examen de la conformité à la Constitution
  • 7.2.5.1. Nécessité d'une révision de la Constitution
  • 7.2.5.1.3. Modification des modalités d'exercice des compétences transférées, dans des conditions portant atteinte aux conditions d'exercice de la souveraineté nationale
  • 7.2.5.1.3.1. Passage de la règle de l'unanimité à celle de la majorité qualifiée (généralités)

Appellent une révision constitutionnelle les clauses du traité établissant une Constitution pour l'Europe qui transfèrent à l'Union européenne des compétences affectant les conditions essentielles d'exercice de la souveraineté nationale dans des domaines ou selon des modalités autres que ceux prévus par les traités mentionnés à l'article 88-2 de la Constitution dans sa rédaction issue des révisions constitutionnelles des 25 juin 1992, 25 janvier 1999 et 25 mars 2003. Il en est ainsi de toute disposition du traité qui, nonobstant le principe de subsidiarité, dans une matière inhérente à l'exercice de la souveraineté nationale mais relevant déjà des compétences de l'Union ou de la Communauté, modifie les règles de décision applicables en substituant la règle de la majorité qualifiée à celle de l'unanimité au sein du Conseil, privant ainsi la France de tout pouvoir d'opposition. Tel est le cas notamment pour ce qui concerne la coopération judiciaire en matière pénale, Eurojust, Europol et les actions ou positions de l'Union décidées sur proposition du ministre des affaires étrangères de celle-ci.

(2004-505 DC, 19 November 2004, cons. 23, 24, 25, 29, 30, Journal officiel du 24 novembre 2004, page 19885, texte n° 89)
  • 7. DROIT INTERNATIONAL ET DROIT DE L'UNION EUROPÉENNE
  • 7.2. RATIFICATION OU APPROBATION DES TRAITÉS ET ACCORDS INTERNATIONAUX
  • 7.2.5. Examen de la conformité à la Constitution
  • 7.2.5.1. Nécessité d'une révision de la Constitution
  • 7.2.5.1.3. Modification des modalités d'exercice des compétences transférées, dans des conditions portant atteinte aux conditions d'exercice de la souveraineté nationale
  • 7.2.5.1.3.3. Passage à la majorité qualifiée en vertu d'une décision européenne ultérieure (clauses passerelles)

Appellent une révision constitutionnelle les clauses du traité établissant une Constitution pour l'Europe qui transfèrent à l'Union européenne des compétences affectant les conditions essentielles d'exercice de la souveraineté nationale dans des domaines ou selon des modalités autres que ceux prévus par les traités mentionnés à l'article 88-2 de la Constitution dans sa rédaction issue des révisions constitutionnelles des 25 juin 1992, 25 janvier 1999 et 25 mars 2003. Il en est ainsi de toute disposition du traité, dénommée " clause passerelle " par ses négociateurs, qui, nonobstant le principe de subsidiarité, dans une matière inhérente à l'exercice de la souveraineté nationale, permet, même en subordonnant un tel changement à une décision unanime du Conseil européen ou du Conseil des ministres, de substituer un mode de décision majoritaire à la règle de l'unanimité au sein du Conseil des ministres. De telles modifications ne nécessiteront, le moment venu, aucun acte de ratification ou d'approbation nationale de nature à permettre un contrôle de constitutionnalité sur le fondement de l'article 54 ou de l'article 61, alinéa 2, de la Constitution. Tel est le cas des clauses passerelles prévues pour les mesures relatives au droit de la famille ayant une incidence transfrontière et pour les règles minimales relatives à la procédure pénale ainsi qu'à la définition et à la répression des infractions dans des domaines de criminalité particulièrement grave revêtant une dimension transfrontière. Tel est encore le cas de la clause passerelle générale qui permet que des décisions relatives à la politique étrangère et de sécurité commune, dont la portée n'est pas limitée par le traité, soient désormais prises par le Conseil statuant à la majorité qualifiée, s'il en est décidé ainsi par le Conseil européen se prononçant à l'unanimité, mais sans ratification nationale.

(2004-505 DC, 19 November 2004, cons. 23, 24, 25, 33, 34, Journal officiel du 24 novembre 2004, page 19885, texte n° 89)
  • 7. DROIT INTERNATIONAL ET DROIT DE L'UNION EUROPÉENNE
  • 7.2. RATIFICATION OU APPROBATION DES TRAITÉS ET ACCORDS INTERNATIONAUX
  • 7.2.5. Examen de la conformité à la Constitution
  • 7.2.5.1. Nécessité d'une révision de la Constitution
  • 7.2.5.1.3. Modification des modalités d'exercice des compétences transférées, dans des conditions portant atteinte aux conditions d'exercice de la souveraineté nationale
  • 7.2.5.1.3.5. Attribution d'un pouvoir de décision au Parlement européen

Appellent une révision constitutionnelle les clauses du traité établissant une Constitution pour l'Europe qui transfèrent à l'Union européenne des compétences affectant les conditions essentielles d'exercice de la souveraineté nationale dans des domaines ou selon des modalités autres que ceux prévus par les traités mentionnés à l'article 88-2 de la Constitution dans sa rédaction issue des révisions constitutionnelles des 25 juin 1992, 25 janvier 1999 et 25 mars 2003. Il en est ainsi de toute disposition du traité qui, nonobstant le principe de subsidiarité, dans une matière inhérente à l'exercice de la souveraineté nationale mais relevant déjà des compétences de l'Union ou de la Communauté, modifie les règles de décision en conférant une fonction décisionnelle au Parlement européen, lequel n'est pas l'émanation de la souveraineté nationale. Tel est le cas notamment des mesures nécessaires à l'usage de l'euro et de l'instauration de toute coopération renforcée au sein de l'Union.

(2004-505 DC, 19 November 2004, cons. 23, 24, 25, 29, 31, Journal officiel du 24 novembre 2004, page 19885, texte n° 89)
  • 7. DROIT INTERNATIONAL ET DROIT DE L'UNION EUROPÉENNE
  • 7.2. RATIFICATION OU APPROBATION DES TRAITÉS ET ACCORDS INTERNATIONAUX
  • 7.2.5. Examen de la conformité à la Constitution
  • 7.2.5.1. Nécessité d'une révision de la Constitution
  • 7.2.5.1.4. Autres atteintes aux conditions d'exercice de la souveraineté nationale
  • 7.2.5.1.4.4. Création d'un parquet européen

Appellent une révision constitutionnelle les clauses du traité établissant une Constitution pour l'Europe qui, nonobstant le principe de subsidiarité, transfèrent à l'Union européenne des compétences affectant les conditions essentielles d'exercice de la souveraineté nationale dans des domaines ou selon des modalités autres que ceux prévus par les traités mentionnés à l'article 88-2 de la Constitution dans sa rédaction issue des révisions constitutionnelles des 25 juin 1992, 25 janvier 1999 et 25 mars 2003. Il en est ainsi, eu égard à la portée que revêt une telle disposition pour l'exercice de la souveraineté nationale, de l'article relatif à la création d'un parquet européen, organe habilité à poursuivre les auteurs d'infractions portant atteinte aux intérêts financiers de l'Union et à exercer devant les juridictions françaises l'action publique relative à ces infractions.

(2004-505 DC, 19 November 2004, cons. 23, 24, 25, 28, Journal officiel du 24 novembre 2004, page 19885, texte n° 89)
  • 7. DROIT INTERNATIONAL ET DROIT DE L'UNION EUROPÉENNE
  • 7.2. RATIFICATION OU APPROBATION DES TRAITÉS ET ACCORDS INTERNATIONAUX
  • 7.2.5. Examen de la conformité à la Constitution
  • 7.2.5.2. Absence de nécessité de réviser la Constitution
  • 7.2.5.2.2. Charte des droits fondamentaux de l'Union européenne

Ni par le contenu de ses articles, ni par ses effets sur les conditions essentielles d'exercice de la souveraineté nationale, la Charte n'appelle de révision de la Constitution. La Charte est en effet limitée dans son champ d'application. En vertu de l'article II-111 du traité établissant une Constitution pour l'Europe et à l'exception de ses articles II-101 à II-104, lesquels ne concernent que les " institutions, organes et organismes de l'Union ", la Charte s'adresse aux États membres " lorsqu'ils mettent en œuvre le droit de l'Union " et " uniquement " dans ce cas. Elle est sans incidence sur les compétences de l'Union. En vertu du paragraphe 5 de l'article II-112, elle comporte, à côté de " droits " directement invocables devant les juridictions, des " principes " qui constituent des objectifs ne pouvant être invoqués qu'à l'encontre des actes de portée générale relatifs à leur mise en œuvre. Conformément au paragraphe 4 de l'article II-112 du traité, dans la mesure où la Charte reconnaît des droits fondamentaux tels qu'ils résultent des traditions constitutionnelles communes aux États membres, " ces droits doivent être interprétés en harmonie avec lesdites traditions ". Sont dès lors respectés les articles 1er à 3 de la Constitution qui s'opposent à ce que soient reconnus des droits collectifs à quelque groupe que ce soit, défini par une communauté d'origine, de culture, de langue ou de croyance. En particulier, n'est pas contraire à la Constitution l'article II-70 relatif aux pratiques religieuses manifestées en public. En effet, conformément aux " explications " annexées à la Charte (et qui ont la même valeur juridique que le traité), le droit mentionné par l'article II-70 a le même sens et la même portée que celui garanti par l'article 9 de la Convention européenne des droits de l'homme. Or la Cour européenne des droits de l'homme interprète cet article en harmonie avec la tradition constitutionnelle de chaque État membre. Prenant acte de la valeur du principe de laïcité inscrit dans plusieurs traditions constitutionnelles nationales, elle laisse aux États une large marge d'appréciation pour définir les mesures les plus appropriées, compte tenu de leurs traditions nationales, pour concilier la liberté religieuse avec le principe de laïcité. N'est pas non plus contraire à la Constitution l'article II-107 du traité, relatif au droit au recours effectif et à un tribunal impartial. En effet, en ce qui concerne la publicité des audiences, il résulte des explications du præsidium qu'elle peut être soumise aux restrictions prévues à l'article 6 de la Convention européenne des droits de l'homme. Il en est également de même de l'article II-110, relatif au principe " Non bis in idem " qui concerne exclusivement le droit pénal et non les procédures administratives ou disciplinaires et qui, par sa référence à la notion d'identité d'infractions, et non à celle d'identité de faits, préserve la possibilité pour les juridictions françaises, dans le respect du principe de proportionnalité des peines, de réprimer les crimes et délits portant atteinte aux intérêts fondamentaux de la Nation prévus au titre premier du livre IV du code pénal, compte tenu des éléments constitutifs propres à ces infractions et des intérêts spécifiques en cause. Enfin, la clause générale de limitation énoncée au premier paragraphe de l'article II-112 prévoit : " Dans le respect du principe de proportionnalité, des limitations ne peuvent être apportées que si elles sont nécessaires et répondent effectivement à des objectifs d'intérêt général reconnus par l'Union ou au besoin de protection des droits et libertés d'autrui ". Les explications du præsidium précisent que les " intérêts généraux reconnus par l'Union " s'entendent notamment des intérêts protégés par le premier paragraphe de l'article I-5, aux termes duquel l'Union respecte " les fonctions essentielles de l'État, notamment celles qui ont pour objet d'assurer son intégrité territoriale, de maintenir l'ordre public et de sauvegarder la sécurité nationale ".

(2004-505 DC, 19 November 2004, cons. 14, 15, 16, 17, 18, 19, 20, 21, 22, Journal officiel du 24 novembre 2004, page 19885, texte n° 89)
  • 7. DROIT INTERNATIONAL ET DROIT DE L'UNION EUROPÉENNE
  • 7.2. RATIFICATION OU APPROBATION DES TRAITÉS ET ACCORDS INTERNATIONAUX
  • 7.2.5. Examen de la conformité à la Constitution
  • 7.2.5.2. Absence de nécessité de réviser la Constitution
  • 7.2.5.2.3. Primauté du droit communautaire

Aux termes de l'article 88-1 de la Constitution : " La République participe aux Communautés européennes et à l'Union européenne, constituées d'États qui ont choisi librement, en vertu des traités qui les ont instituées, d'exercer en commun certaines de leurs compétences ". Le constituant a ainsi consacré l'existence d'un ordre juridique communautaire intégré à l'ordre juridique interne et distinct de l'ordre juridique international. Aux termes de l'article I-1 du traité : " Inspirée par la volonté des citoyens et des États d'Europe de bâtir leur avenir commun, la présente Constitution établit l'Union européenne, à laquelle les États membres attribuent des compétences pour atteindre leurs objectifs communs. L'Union coordonne les politiques des États membres visant à atteindre ces objectifs et exerce sur le mode communautaire les compétences qu'ils lui attribuent ". En vertu de l'article I-5, l'Union respecte l'identité nationale des États membres " inhérente à leurs structures fondamentales politiques et constitutionnelles ". Aux termes de l'article I-6 : " La Constitution et le droit adopté par les institutions de l'Union, dans l'exercice des compétences qui sont attribuées à celle-ci, priment le droit des États membres ". Il résulte d'une déclaration annexée au traité que cet article ne confère pas au principe de primauté une portée autre que celle qui était antérieurement la sienne. Si l'article I-1 du traité substitue aux organisations établies par les traités antérieurs une organisation unique, l'Union européenne, dotée en vertu de l'article I-7 de la personnalité juridique, il ressort de l'ensemble des stipulations de ce traité, et notamment du rapprochement de ses articles I-5 et I-6, qu'il ne modifie ni la nature de l'Union européenne, ni la portée du principe de primauté du droit de l'Union telle qu'elle résulte, ainsi que l'a jugé le Conseil constitutionnel par ses décisions des 10 juin, 1er et 29 juillet 2004, de l'article 88-1 de la Constitution. Dès lors, l'article I-6 du traité soumis à l'examen du Conseil n'implique pas de révision de la Constitution.

(2004-505 DC, 19 November 2004, cons. 11, 12, 13, Journal officiel du 24 novembre 2004, page 19885, texte n° 89)
  • 7. DROIT INTERNATIONAL ET DROIT DE L'UNION EUROPÉENNE
  • 7.3. TRAITÉS ET ACCORDS INTERNATIONAUX EN VIGUEUR
  • 7.3.3. Compétence du Conseil constitutionnel
  • 7.3.3.2. Absence de contrôle de constitutionnalité a posteriori
  • 7.3.3.2.1. Refus de transposer aux traités la jurisprudence État d'urgence en Nouvelle-Calédonie

Sont soustraites au contrôle de conformité à la Constitution celles des stipulations d'un traité qui reprennent des engagements antérieurement souscrits par la France.

(2004-505 DC, 19 November 2004, cons. 8, Journal officiel du 24 novembre 2004, page 19885, texte n° 89)
  • 7. DROIT INTERNATIONAL ET DROIT DE L'UNION EUROPÉENNE
  • 7.4. QUESTIONS PROPRES AU DROIT COMMUNAUTAIRE OU DE L'UNION EUROPÉENNE
  • 7.4.1. Institutions communautaires
  • 7.4.1.2. Nature de l'Union (et des Communautés) européenne(s)

Aux termes de l'article 88-1 de la Constitution : "La République participe aux Communautés européennes et à l'Union européenne, constituées d'États qui ont choisi librement, en vertu des traités qui les ont instituées, d'exercer en commun certaines de leurs compétences ". Le constituant a ainsi consacré l'existence d'un ordre juridique communautaire intégré à l'ordre juridique interne et distinct de l'ordre juridique international.

(2004-505 DC, 19 November 2004, cons. 11, Journal officiel du 24 novembre 2004, page 19885, texte n° 89)
  • 7. DROIT INTERNATIONAL ET DROIT DE L'UNION EUROPÉENNE
  • 7.4. QUESTIONS PROPRES AU DROIT COMMUNAUTAIRE OU DE L'UNION EUROPÉENNE
  • 7.4.2. Spécificité des fondements constitutionnels
  • 7.4.2.1. Participation de la France aux Communautés européennes et à l'Union européenne (article 88-1)

La France peut participer à la création et au développement d'une organisation européenne permanente, dotée de la personnalité juridique et investie de pouvoirs de décision par l'effet de transferts de compétences consentis par les États membres.

(2004-505 DC, 19 November 2004, cons. 6, Journal officiel du 24 novembre 2004, page 19885, texte n° 89)

Les conditions dans lesquelles la République française participe aux Communautés européennes et à l'Union européenne sont fixées par les dispositions en vigueur du titre XV de la Constitution. Aux termes de son article 88-1 en particulier : " La République participe aux Communautés européennes et à l'Union européenne, constituées d'États qui ont choisi librement, en vertu des traités qui les ont instituées, d'exercer en commun certaines de leurs compétences ".

(2004-505 DC, 19 November 2004, cons. 5, Journal officiel du 24 novembre 2004, page 19885, texte n° 89)
  • 7. DROIT INTERNATIONAL ET DROIT DE L'UNION EUROPÉENNE
  • 7.4. QUESTIONS PROPRES AU DROIT COMMUNAUTAIRE OU DE L'UNION EUROPÉENNE
  • 7.4.3. Hiérarchie des normes
  • 7.4.3.1. Primauté de la Constitution

Aux termes de l'article 88-1 de la Constitution : "La République participe aux Communautés européennes et à l'Union européenne, constituées d'États qui ont choisi librement, en vertu des traités qui les ont instituées, d'exercer en commun certaines de leurs compétences ". Le constituant a ainsi consacré l'existence d'un ordre juridique communautaire intégré à l'ordre juridique interne et distinct de l'ordre juridique international. Selon l'article I-1 du traité : "Inspirée par la volonté des citoyens et des États d'Europe de bâtir leur avenir commun, la présente Constitution établit l'Union européenne, à laquelle les États membres attribuent des compétences pour atteindre leurs objectifs communs. L'Union coordonne les politiques des États membres visant à atteindre ces objectifs et exerce sur le mode communautaire les compétences qu'ils lui attribuent ". En vertu de l'article I-5, l'Union respecte l'identité nationale des États membres " inhérente à leurs structures fondamentales politiques et constitutionnelles ". Aux termes de l'article I-6 : "La Constitution et le droit adopté par les institutions de l'Union, dans l'exercice des compétences qui sont attribuées à celle-ci, priment le droit des États membres ". Il résulte d'une déclaration annexée au traité que cet article ne confère pas au principe de primauté une portée autre que celle qui était antérieurement la sienne. Si l'article I-1 du traité substitue aux organisations établies par les traités antérieurs une organisation unique, l'Union européenne, dotée en vertu de l'article I-7 de la personnalité juridique, il ressort de l'ensemble des stipulations de ce traité, et notamment du rapprochement de ses articles I-5 et I-6, qu'il ne modifie ni la nature de l'Union européenne, ni la portée du principe de primauté du droit de l'Union telle qu'elle résulte, ainsi que l'a jugé le Conseil constitutionnel par ses décisions des 10 juin, 1er et 29 juillet 2004, de l'article 88-1 de la Constitution.

(2004-505 DC, 19 November 2004, cons. 11, 12, 13, Journal officiel du 24 novembre 2004, page 19885, texte n° 89)
  • 10. PARLEMENT
  • 10.4. FONCTION DE CONTRÔLE ET D'ÉVALUATION
  • 10.4.4. Autres procédures de contrôle et d'information
  • 10.4.4.2. Suivi des activités de l'Union européenne

Il y a lieu d'apprécier si les prérogatives reconnues aux parlements nationaux par le traité soumis au Conseil constitutionnel, qui accroissent leur participation aux activités de l'Union européenne, peuvent être exercées dans le cadre des dispositions actuelles de la Constitution. L'article IV-444, qui instaure une procédure de révision simplifiée du traité, prévoit la transmission aux parlements nationaux de toute initiative prise en ce sens et ajoute : " En cas d'opposition d'un parlement national notifiée dans un délai de six mois après cette transmission, la décision européenne... n'est pas adoptée. " Le droit ainsi reconnu au Parlement français rend nécessaire une révision de la Constitution afin de permettre l'exercice de cette prérogative. L'article IV-445 institue une procédure de révision simplifiée concernant les politiques et actions internes de l'Union. Il prévoit que, sur proposition d'un État membre, du Parlement européen ou de la Commission, le Conseil européen, statuant à l'unanimité, " peut adopter une décision européenne modifiant tout ou partie des dispositions de la partie III, titre III " relatives aux politiques et actions internes de l'Union, mais que cette décision n'entre en vigueur qu'après son approbation par les États membres " conformément à leurs règles constitutionnelles respectives ". Cette référence aux règles constitutionnelles des États membres renvoie, dans le cas de la France, à l'autorisation législative prévue par l'article 53 de la Constitution.

(2004-505 DC, 19 November 2004, cons. 36, 37, 38, 41, Journal officiel du 24 novembre 2004, page 19885, texte n° 89)

Il y a lieu d'apprécier si les prérogatives reconnues aux parlements nationaux par le traité soumis au Conseil constitutionnel, qui accroissent leur participation aux activités de l'Union européenne, peuvent être exercées dans le cadre des dispositions actuelles de la Constitution. La faculté reconnue au Parlement français, le cas échéant selon des procédures propres à chacune de ses deux assemblées, d'émettre un avis motivé ou de former un recours devant la Cour de justice dans le cadre du contrôle du respect du principe de subsidiarité, rend nécessaire une révision de la Constitution afin de permettre l'exercice de ces prérogatives.

(2004-505 DC, 19 November 2004, cons. 37, 39, 40, 41, Journal officiel du 24 novembre 2004, page 19885, texte n° 89)
À voir aussi sur le site : Communiqué de presse, Commentaire, Dossier documentaire, Traité et annexes sur le site du Conseil de l'Union européenne, Traité et annexes sur le site du Sénat, Présentation du Traité par le service des affaires européennes du Sénat, Saisine par Président de la République, Références doctrinales.